Geschichte der Tätowierung

Tattoos gibt es nicht erst seit gestern. Tätowierungen und ihre Entstehung haben einen weit zurückliegenden Ursprung, der nur schwer bestimmt werden kann. Das Wort selbt kommt eigentlich von dem Begriff "Tatau". So nannten die Tahitianer die Tätowierungen. Die Engländer machten daraus erst viel später den Begriff "Tattoo". Um die Motivation und Bedeutung hinter einem Tattoo besser zu verstehen empfiehlt es sich durchaus auch einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Dadurch lassen sich mitunter bestimmte Vorurteile und Missverständnisse rund um diesen Körperkult aus dem Weg räumen.

Die Tätowierungen der Skythen und des "Ötzi"

Es ist schwer zu sagen wann und wo genau Tätowierungen ihren Ursprung haben. Lange Zeit ging
Der "Ötzi" hatte Tätowierungen
Bereits der Ötzi war tätowiert (Quelle: Flickr)
man davon aus, dass die frühesten Tätowierungen aus der Zeit der Skythen stammen. Die Skythen waren ein Volk, welches am schwarzen Meer angesiedelt war und um das 8. Jahrhundert vor Christus erstmals auftauchten. Wie bei vielen Stammesvölkern diente das Tattoo nicht nur als Körperschmuck, sondern auch als Zeichen der Abstammung. 1991 wurde mit der Entdeckung des "Ötzi" diese Theorie jedoch auf den Kopf gestellt. Man fand an den Überresten des 5200 Jahre alten "Ötzi" 50 strichförmige Tätowierungen, die scheinbar als Akupunktur-Mittel dienen sollten. Somit war klar, dass die ersten Tätowierungen noch viel weiter zurückgehen als bisher angenommen.

Spuren der ersten Tätowierungen reichen weit zurück

Mumie aus dem alten Ägypten
Mumie aus dem alten Ägypten (Quelle: Wikipedia)
Abgesehen davon nimmt man allerdings an, dass die Geschichte der ersten Tätowierungen noch wesentlich weiter zurückgeht. Jedoch fehlen für diese Annahmen stichfeste Beweise. So gibt es beispielsweise Wandmalereien in der Sahara, die Menschen mit Tätowierungen zeigen und aus dem 5. Jahrtausend vor Christus stammen. Auch Mumien aus dem alten Ägypten zeigen teilweise Spuren von Tätowierungen auf, ebenso beherbergt das Gizeh-Museum in Kairo Werkzeuge, die ähnlich den Tattoonadeln heutiger Tätowierer sind. Darüber hinaus hat man in der Grotte Arcy-sur-Cure in Frankreich Hinweise für die Kunst des Tätowierens gefunden. Werkzeuge, sowie eine Feuerstelle zur Herstellung von Farbstoffen lassen vermuten, dass bereits 35.000 Jahre vor unserer Zeit tätowiert wurde. Dies ist definitiv eine beachtliche Zeit, auch wenn man davon ausgeht, dass die ersten Menschen vor rund sechs Millionen Jahren die Erde bevölkert haben. Jedoch waren dies noch sehr primitive Menschen, der Homo Sapiens selbst bevölkerte erst vor ca. 200.000 Jahren die Welt.

Kreuzfahrer-Zeichnung
    Kreuzfahrer waren oft tätowiert (Quelle: Wikipedia)

Tätowierungen im Mittelalter

Im Mittelalter (ca. 6. - 15.Jahrhundert) bekamen Tätowierungen wohl erstmals einen negativen Aspekt auferlegt. Zwar hatten die Kreuzritter christliche Tätowierungen, allerdings sprach die Kirche ein generelles Verbot von Tattoos aus. Grund war eine Stelle im mosaischen Gesetz, welche besagt: "Ihr solltet keine Male um eines Toten Willen an euren Leibe reißen, noch Buchstaben an euch ätzen, denn ich bin der Herr". Dennoch ließen sich viele Christen Symbole tätowieren, die sie eindeutig als Christen identifizierten. Somit war ihnen zumindest theoretisch eine christliche Beerdigung gesichert, insofern sie auf ihren Reisen ums Leben kamen. Paradoxerweise waren es somit gerade die frommen Christen, die sich tätowieren ließen. Pilger bekamen auf ihren Reisen oftmals geldwerte Vorteile und ihre christlichen Tattoos waren eine Art Garant ihrer Frömmigkeit und Zugehörigkeit zum Christentum.

Tätowierungen im asiatischen Raum

Japaner mit Rücken-Tattoo
Tattoo im alten Japan (Quelle: Wikipedia)
Abgesehen davon verloren Tätowierungen, zumindest in der westlichen Welt, ihre Popularität. Im asiatischen Raum waren Tätowierungen bei Arbeitern sehr populär. Da sich jedoch vorwiegend die "niedere" Gesellschaft damit schmückte waren Tätowierungen in gewisser Weise stigmatisiert. Wer ein Tattoo trug war automatisch als Krimineller abgestempelt und konnte sich nicht mehr in die Gesellschaft eingliedern. Die Yakzua nutzten Tätoweierungen beispielsweise auch um ihre Stellungen in der Organisation zu zeigen. Dabei durfte den Tätowiereren keine Fehler passieren, da sie sonst schnell mit ihrem Leben zahlten. Auch heute findet sich diese Praxis noch bei den Yakuza und viele anderen kriminellen Organisationen. Sicherlich ein Grund weshalb Tätowierungen auch heute mitunter noch ein schlechter Ruf anhaftet. 1870 wurden Tätowierungen in Japan gänzlich verboten. Erst 1948 hob man dieses Verbot auf und auch heute noch sind Tätowierungen in Japan nicht gerne gesehen.

Die Entdeckung in Europa durch Kaufleute

Porträt von James Cook
James Cook entdeckte Tattoos in Tahiti (Quelle: Wikipedia)
Im Gegensatz zu Japan erlebte die westliche Welt um 1840 einen regelrechten Boom. Kaufleute und Seefahrer brachten die Kunst von ihren Reisen mit in den Westen, wo man eine neue Leidenschaft für Tätowierungen entfachte. Der Herzog von York oder Zar Nikolaus II waren einige der ersten Adeligen, die Tätowierungen zu dieser Zeit für sich entdeckten und einen neuen Begeisterung auslösten. Zuvor waren Tätowierungen nur von "Wilden" bekannt, die im Zuge der Seefahrt nach Europa verschleppt wurden. James Cook (1728 - 1779) brachte beispielsweise einen Tahitianer namens Omai mit nach England. Dieser sorgte aufgrund seiner Tätowierungen für großes Aufsehen und viel Neugierde. Von da an hielten sich viele Adelige tätowierte "Wilde", um sie als Anschauobjekte bei ihren Freunden vorzuführen. Auch als Schausteller wurden viele dieser tätowierten Eingeboreren missbaucht. Nach und nach nutzten aber auch Seefahrer, die auf ihren Reisen oft lange mit Eingeboreren zusammen lebten und daher ebenfalls Tätowierungen trugen, diese Nische für sich. Sie zogen durch das Land und erzählten die abenteuerlichsten Geschichten zu ihren Tattoos, manchmal mehr, manchmal weniger wahr. 

Die Tradition der Seefahrer

Altes Segelschiff
Segelschiffe sind beliebte Old-School-Motive (Quelle: Wikipedia)
Seefahrer waren auch die erste Menschen die Tätowierungen zumindest unter ihres Gleichen salonfähig machten. Bereits bevor die ersten Menschen in Europa durch die verschleppten Eingeborenen Tätowierungen zu Sicht bekamen, hatten einige Seefahrer bereits selbst welche. War dies zunächst nur durch die Hilfe von Eingeborenen in weit entfernten Ländern möglich, wurde es Anfang des 18. Jahrhunderts üblich einen eigenen Tätowierer an Bord zu haben. Es war quasi ein Markenzeichen von Seefahrern, noch bis in die 70er Jahre hinein. Auch waren es Schiffsärzte, die die ersten medizinischen Studien zu Tätowierungen verfassten. In Hafenstädten gab es dann auch die ersten Tattoo-Studios, die in der Regel von Schiffs-Tätowieren betrieben wurden, die das Leben auf der rauen See satt hatten.

Tattoos und ihre Ankunft in der "High Society"

London um 1890
London um 1890 (Quelle:Wikimedia)
Die Erfindung der elektrischen Tätowiermaschine durch Tom Riley, im Jahre 1890, brach das Eis letztendlich vollkommen. Durch sie wurde die Tätowierkunst einfacher zu meistern, als auch schmerzfreier. Gleichzeitig ließen sich auch immer mehr Adelige ein Tattoo stechen. Da diese sich ihre Tätowierungen nicht von zwielichtigen Gestalten in einer verrauchten Hafenkneipe stechen lassen wollten, begannen auch die ersten Adeligen eigene Studios zu eröffnen. Einer der ersten und renommiertesten Tätowierer der Oberschicht war Sutherland MacDonald. Dieser eröffnete etwa im Jahre 1890 ein exklusives Tattoo-Studio in London. Außerdem erhielt er 1894 ein Patent für seine eigens entworfene Tätowiermaschine.

Wiederaufkeimen des schlechten Rufes 

Fast hätte man meinen können, dass mit dieser Entwicklung ein goldenes Zeitalter für Tätowierungen und ihren Ruf anbrechen würde. Doch bereits eine Generation später sollte sich das Blatt wieder wenden. Denn während der Boom in der Oberschicht recht schnell wieder verebbte, fing man damit an die Tätowierungen von Straftätern in Gefängnissen zu untersuchen. Damit sollte herausgefunden werden, ob eine Wiedererkennung der Gefangenen anhand des Tattoos sicher gestellt werden könne. Dadurch wurde das Image von "Knast-Tattoos" allerdings unweigerlich gefördert. Außerdem ließen sich (immer noch) viele Prostituierte tätowieren. Da beide Gesellschaftsschichten nicht gerade mit hohem Ansehen trotzten, bekamen Tätowierungen wieder einen faden Beigeschmack.

Überlebenskampf und Boom in Amerika

Frau mit Tattoos im 19.Jahrhundert
  Tätowierter "Freak" (Quelle: Wikipedia)
Dass Tattoos aber dennoch zu ihrem kommerziellem Durchbruch kamen, haben wir im Grunde Amerika zu verdanken. Dort etablierten sich im 19. Jahrhundert trotz aller Widrigkeiten einige-Tattoo-Studios. Darüber hinaus erlebten „Freak-Shows“ mit tätowierten Menschen einen erneuten Boom. Nicht unbedingt die beste PR-Masche, aber sie hielt das Geschäft zumindest am Leben. Nachdem die breite Masse sich nach und nach an diesen Shows satt gesehen hatte, blieb zumindest das Interesse an Tätowierungen bestehen. Die Qualität der Tätowiermaschinen und damit auch die Kunst an sich verbesserte sich zunehmend. Es wurden sogar die ersten Lehrlinge ausgebildet, die sich bei einem Tätowierer niederließen oder viel umherreisten. Die beiden Weltkriege sorgten zudem für eine erneutes Hoch, da viele Soldaten sich tätowieren ließen. Die eher hässliche Seite des zweiten Weltkrieges war dabei die Zwangstätowierung von KZ-Häftlingen.

Rennaissance der Tätowierkunst 

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Tätowierkunst, zumindest in New York, dann beinahe wieder ausgemerzt. Nach einigen Hepatitis-Fällen verbot die Stadt die Ausübung der Kunst und die Tätowierszene wanderte in den Untergrund. In anderen Teilen Amerikas schritt die Kunst allerdings langsam voran. Der Seemann Jerry Collins hatte in Honolulu einige Studios und trug die Kunst zudem auf seinen Seereisen mit in die restliche Welt. Außerdem hielt er regen Briefkontakt mit anderen Künstlern in den anderen Kontinenten. Durch sein Engagement erlebte die Szene in den 70er Jahren eine erneute Rennaissance, die bis heute anhält. 1976 kam es zudem zu der ersten amerikanischen Convention in Houston, Texas. Die bis dahin untereinander sehr misstrauische Szene begann sich selbst kennenzulernen und legte die Grundsteine für die heutige fortschreitende Akzeptanz.

State of the Art 

Trotz allem sind selbst in der heutigen Zeit Tätowierungen in bestimmten Gesellschaftsschichten noch mit Vorurteilen belegt. Teilweise wird das Tattoo immer noch mit einer Art Brandmark von Häftlingen oder "Asozialen" assoziiert. Allerdings bahnen sich Tattoos immer mehr ihren Weg zurück in die "oberen" Schichten und lassen es als etwas "Normales" erscheinen. Viele Stars und auch Politiker bekennen sich öffentlich zu ihren Tattos und sorgen für eine erhöhte Akzeptanz. Heutzutage trägt in Deutschland beispielsweise jeder Zehnte über 14 Jahren zumindest ein Tattoo. Durch die weite Verbreitung und Globalisierung gibt es mittlerweile sehr viele verschieden Stile und Einflüsse. Aufgrund der steigenden Akzeptanz und Beliebtheit dürfte der Trend zudem nicht so schnell verebben.

Quellen:

Gabriele Hofmann: "Alles über Tattoos", Arun-Verlag, Uhlstädt-Kirchhasel, 2004
Tattoo-Frei: "Geschichte der Tätowierung", bit.ly/1cIZWro
Richard Lamers, Freenet:"Die grausamen Skythen", bit.ly/1dH6KMi
Akupunkturzentreum Graz:"Özis Tätowierungen", bit.ly/LCos7X
Jamie Shreeve, National Geographic:"Der erste Mensch", bit.ly/1bbBGyd
Tattoo-Society: "Geschichte der Tätowierungen"bit.ly/1ahENtW
Beatrix von Kalben, Planet Wissen: "Tätowierungen, Schmuck der unter die Haut geht",
bit.ly/1mqJVOY
Focus Online: "Neue Tattoo-Studie: Je ärmer, desto besser", bit.ly/1mqK5Wx
GCS Tattoos: "Tattoo Geschichte", bit.ly/1hDLPZC
Tattoonet: "Tattoo Geschichte", bit.ly/19FpI4I

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